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Winter im Februar

Blogartikel Winter im Februar

Lange ist es her, seitdem ich das letzte Mal in meinen Blog geschrieben habe, obwohl es eigentlich viel zu schreiben gegeben hätte. Jetzt sitze ich in meinem Wintergarten, zähle die Schneeflocken die aus fernen Welten fallen. Noch ist Winter und die Welt hat sich verändert,  wurde aus den Angeln gehoben, und wir mit. Nichts ist noch wie vor einem Jahr, ein Virus hat sich aufgemacht, uns in seinen Bann genommen. Weltweit herrscht Ausnahmesituation. Wir sind nicht mehr frei in unseren Entscheidungen, in unserem Unterwegssein, müssen Regeln einhalten die wir manchmal nicht mehr verstehen. Doch was bleibt uns anderes übrig. Der Virus hat uns quasi nach Hause geschickt. Ausgebremst. Homeoffice, Homescooling sind die neuen Trends.

Im vergangenen Frühjahr und Sommer, im ersten Lockdown hatte ich den Eindruck, wir konnten besser damit umgehen, vielleicht weil wir die Hoffnung hatten, es dauert nicht allzu lange, außerdem war das Wetter schön, wir konnten raus, uns draußen aufhalten, es war warm und sonnig, irgendwie lange Ferien. Im Gegensatz zu jetzt, Regen, Kälte, Dunkelheit, die grauen Tage lassen die Zuversicht oft schwinden.

Viele Wochen war auch ich im Lockdown, die Schulen waren zu. Aber es war eine Zeit in der ich mich gut beschäftigen konnte, es wurde gelesen, gebacken, viel gelaufen, im Haus und Garten gab es immer etwas zu tun, alle haben gewerkelt, es wurde telefoniert, geappt und vieles mehr um Kontakte zu halten. Auch die Ruhe, zu sich kommen war wohltuend, nicht mehr von Termin zu Termin hetzen, Kino, Theater, Konzert, einfach einmal still sein können. Ich habe das lange gut aushalten können.

Jetzt sind wir ein ganzes Jahr dieser großen Herausforderung ausgesetzt. Große Fragen tauchen auf, was für ein Sinn macht das Ganze, hat es einen Sinn. Ich glaube im Leben macht vieles einen Sinn, nur den zu erkennen, oder zu akzeptieren, fällt oft schwer.

Ein Gefühl dem Geschehen ohmächtig ausgeliefert zu sein, macht mich auch immer wieder ungeduldig und auch wütend. Das Leben nicht mehr gestalten zu können wie wir es kennen, ist nicht immer einfach auszuhalten. Aber was tun, das Beste daraus machen ist nicht immer möglich, wenn Strukturen zusammen brechen, von einem auf den anderen Tag nicht mehr da sind. Existenzängste, die Kinder zuhause rundum die Uhr betreuen, gleichzeitig arbeiten müssen, und immer schwebt die Sorge über unseren Köpfen, wie geht es weiter. Doch es gab und gibt unendlich viele neue, kreative Ideen die entstanden sind.  Auch was Menschen in dieser Zeit geleistet haben und immer noch leisten ist unendlich beeindruckend.

Es schneit und schneit, und ich sitze im Warmen. Etwas das ich mir immer wieder vergegenwärtige.

Viele Diskussionen habe ich auch mit Freunden zu dem Thema, welche Regeln sind sinnvoll, brauchen wir das alles, Masken, Kontaktverbote...ich weiß es nicht. Ich möchte aber im Moment keine Entscheidungsträgerin oder Träger sein.

Vielleicht ist dies für uns Menschen die Möglichkeit der Wandlung für ein friedvolleres und gerechteres Miteinander. Vieles liegt im Argen obwohl wir schon lange um Missstände wissen, doch bisher waren sie weit weg. Wir sind gefordert etwas Neues, Menschlicheres in die Welt zu bringen. Davon bin ich überzeugt. Auch das Kleine hat Auswirkungen auf das große Ganze.

Jetzt schneit es immer mehr, eigentlich mag ich den Winter, die Luft wenn sie klar und rein ist. Die Sehnsucht nach Aufbruch ist spürbar, die Vögel singen schon ihre zarte Melodie, abends ist es länger hell, Krokusse recken sich dem Licht entgegen, gelb und blau.

Es gerade Zeit für die Närrinen und Narren die mit ihrer Ausgelassenheit das Alte vertreiben, damit das Neue noch nicht sichtbares Gestalt annehmen kann. Tragen wir jetzt das Bunte in dieser Zeit in die Welt hinaus.