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Sonntag

Aufatmen nach vielen sehr warmen Tagen, der Regen, eine Wohltat. Die Blümelein heben ihre Köpfe und hoch oben auf einem Ast in der Kastanie sitzt eine Taube und ruft - 'rucke die guh, rucke die guh, Blut ist im Schuh', und tatsächlich habe ich eine Blase an der Ferse von meinen neuen Schuhen. Der Morgenkaffee dampft nicht mehr und ich versuche im Bodensatz meine Zukunft zu lesen, eine Linie windet sich auf und ab, dreht sich im Kreis, scheint meine Lebenslinie zu sein. Schön, dieser Regensonntag, endlich ohne schlechtes Gewissen zuhause bleiben, nicht mit der Sonne um die Wette strahlen zu müssen. Ich schicke meinen Dank an den Himmel, schaue dabei nach oben, und mit großen Schwingen fliegt in diesem Moment ein Storch mit einer Maus im Schnabel über den Wintergarten - Sonntagsfrühstück fürs Storchenkind. Immerzu wird etwas gejagt, die Zeit jagt uns, und wir sie. Nichts bleibt für immer, oder doch? Immer wieder Fragen die das Leben stellt, und wir an das Leben, wir sollen Erkenntnisse gewinnen, reifer und bewusster durchs Leben schreiten, das Lachen nicht vergessen, den Humor der den Lebensernst durchbricht, uns Luscht verspricht. Ausprobieren, hinfallen, aufstehen, Krönchen richten und weitergehen. Dem Leben immer wieder eine Chance geben, sich finden lassen, und tanzen, Sommer ist es wenn man trotzdem lacht. Die Welt umarmen, aber es reicht auch wenn wir einen Menschen umarmen. Eintauchen und abtauchen ins Reich der Phantasie, den Märchenprinzen oder die Prinzessin herbeisehnen, den Frosch küssen, vielleicht klappt es doch noch, sich verzaubern lassen, oder selber verzaubern. Feenstaub und Melodienrausch - heute trägt der Tag ein rosarotes Tütü.